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Ein Blog von Anne Grieskamp

Raiffeisen Beckum eG

„Ich möchte Licht ins Dunkel bringen, ohne polemisch zu werden.“

„Wenn der Chor kleiner wird, muss jeder einzelne lauter singen.“ Es sind Worte, die Paul Uppenkamp, Geschäftsführer der #Raiffeisen Beckum eG, im Rahmen einer Generalversammlung an die Bauern richtet. Worte, die motivieren sollen, sich als Mitglieder einzubringen.

„Strukturwandel haben wir immer gehabt. Was wir jetzt erleben, sind Strukturbrüche“, erklärt er und ergänzt: „Ich glaube, es ist vielen Menschen nicht bewusst, was wir aufgeben.“

„In den Medien haben wir gehört, dass Gasspeicher zu wenig gefüllt sind und es im Winter möglicherweise Knappheit geben könne. Wenn das bei Lebensmitteln die Entwicklung sein soll, haben wir aus Corona nichts gelernt. Wenn wir den #Bauern den Spaß an der Arbeit verderben und die Produktion mehr und mehr ins Ausland verlegt wird, wissen wir nicht, was wir hier noch bekommen“, verdeutlicht er.

Uppenkamp betont: „Die Probleme der Bauern können wir nachempfinden. Sie potenzieren sich in unser Unternehmen herein. Dass wir in einer globalen Welt leben, haben wir begriffen. An der Börse finden sich die Weltmärkte. Wenn Russland und Amerika Trockenheit haben, reagieren auch hier die Preise.“

Doch manche Dinge passten nicht zueinander. In Südamerika beispielsweise gebe es große Ranchen und Rinder könnten unter freiem Himmel gehalten werden. Hier aber seien Ställe nach deutschem Baurecht zu bauen und es gelte, mit Preisen konkurrieren zu können, die uns vorgesetzt werden aus Südamerika. „Die Bauern haben jedoch keine Lust zu investieren, wenn sie nicht wissen, was übermorgen ist. Lieber sichern sie ihr Hab und Gut und geben auf“, erklärt er.

Der Raiffeisen-Geschäftsführer ergänzt: „Ich möchte Licht ins Dunkel bringen, ohne polemisch zu werden. Mit den Auflagen hier können wir nicht für den Weltmarkt produzieren.“

Früher sei zwei Mal in der Woche Fleisch gegessen worden. Das Fleisch sei immer günstiger geworden und werde jetzt wieder teurer. Ob der Verbraucher es bezahlen wolle oder könne – er wisse es nicht.

Die #Raiffeisengenossenschaft sei ein Zusammenschluss von Mitgliedern, die das gleiche Ziel verfolgen und Kräfte bündelten. Selbsthilfe und -verantwortung seien ursprüngliche Werte. „Wir sind für unser Tun verantwortlich und müssen jeden Tag neue Ideen haben, wie wir Unternehmen in die Zukunft führen können“, erklärt Paul Uppenkamp.

„Damit das Leben lebt“: In diesem Sinne engagiert sich das Forum Moderne #Landwirtschaft mit seinen Mitgliedern, um den Dialog zwischen Gesellschaft und Landwirtschaft zu stärken. Sie möchten informieren und überzeugen – unter anderem mit Videos auf YouTube.

Aufgabe der Zentrale „AGRAVIS Raiffeisen“, Großhandelspartner der Primärgenossenschaften, sei beispielsweise, dafür zu sorgen, dass Landwirte sich preisgünstig mit Pflanzenschutz, Düngemitteln und Mischfutter eindecken können, erklärt Paul Uppenkamp. Sie werde als Aktiengesellschaft geführt.

Aktuell werde überlegt, eine Ausbildung für LKW-Fahrer anzubieten, um hier besser Mitarbeiter rekrutieren zu können.

Helmut Micke, Mitarbeitender der Raiffeisen Beckum eG und Geschäftsstellenleiter für Oelde, kennt die Themen und Sorgen der Kunden vor Ort. Der Energiemarkt etwa sei stark auf Heizöl ausgerichtet. „Eine Reihe von Kunden verlassen den Energieträger Heizöl“, erklärt er. Ein großes Thema seien Holzpellet-Heizungen, doch komme der Markt an Grenzen bei der Bereitstellung von Brennstoff. Der Markt versuche sich neu zu orientieren. Biogas und Sonnenenergie seien beispielsweise Themen, doch gebe es bereits auch Überlegungen über das Angebot von künstlich hergestelltem Benzin und Diesel mit vielen positiven Eigenschaften. Noch fehle die Akzeptanz – etwa, weil für die auf diese Weise betankten Fahrzeuge keine Garantie übernommen werde seitens der Hersteller.

Themen wie Tierwohl und Pflanzenschutz würden kontrovers diskutiert. Hier versuche er zu vermitteln, indem er informiere. „Dinge werden anders bewertet mit mehr Informationen“, betont er.

Problematik in der Landwirtschaft seien die Kostensteigerungen im Bereich Energieversorgung, Futter, Dünger und Pflanzenschutz bei zugleich stagnierenden Erlösen.

Kompetenter Gesprächspartner ist Micke mit über 40-jähriger Berufserfahrung im Unternehmen Raiffeisen. Zu vielen Kunden sei über die Jahre ein vertrautes und persönliches Verhältnis gewachsen. „Das macht den Umgang einfacher“, erklärt er und denkt gern an schöne Erlebnisse in dieser Zeit zurück.