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Ein Blog von Anne Grieskamp

Volksbank eG Familiengenossenschaft eG

Foto: Knut Reimann

„Es geht immer um den Menschen”

Im Vorstandsbüro wird gescherzt und interessiert gefragt, bevor Thomas Schmidt und Anite Bala für das Foto zu gesunden Früchten greifen.

Symbolisch soll die Sonnenbrille generationsübergreifend zum Durchblick verhelfen rund um #Finanzen, Gesundheitsprävention, Rat und praktische Unterstützung in zahlreichen Lebenssituationen. Denn Thomas Schmidt ist nicht nur Vorstandsmitglied der Volksbank eG, sondern auch Aufsichtsratsmitglied der Familiengenossenschaft eG. So können #Volksbank-Mitarbeitende aus dem Angebot der Familiengenossenschaft auch in schwierigen Lebensphasen Hilfe schöpfen.

Er habe mehrfach Glück gehabt, resümiert das Vorstandsmitglied Schmidt rückblickend auf seinen beruflichen Werdegang.

Etwa, als er spontan einen #Ausbildungsplatz bei der Volksbank und somit einen Vertrauensvorschuss erhalten habe. Oder auch bei der Volksbank-Fusion im Jahr 1984, als er mit lediglich zwei weiteren Auszubildenden von insgesamt 16 übernommen worden sei. Ebenso, als er vor 25 Jahren aufgrund der gegebenen Voraussetzungen in den Vorstand berufen worden sei.

Er sei zutiefst überzeugt, dass ein Win-Win-Denken der Schlüssel zum Erfolg sei. „Jeder vom Auszubildenden bis zur Führungskraft hat alle Möglichkeiten, sich einzubringen.“, bekräftigt er.

Eine heutige wenig erfreuliche Entwicklung sei, dass jeder zuerst an sich selbst denke. Loyalität und Bodenständigkeit seien verlorengegangen. Regulatorik, Digitalisierung, das Niedrigzinsniveau, Demographie und Personalrekrutierung stelle jedoch den Finanzsektor vor Herausforderungen, die umso mehr erforderten, dass alle an einem Strang ziehen.

„Eine regionale Genossenschaftsbank hat in Deutschland die gleichen regulatorischen Anforderungen zu erfüllen wie eine Großbank.“, erläutert Thomas Schmidt den personell und zeitlich hohen Aufwand einer kleineren Bank im Vergleich, und er ergänzt: „Sie müssen einfach „machen“, ob es Sinn macht oder nicht.“

Die Digitalisierung sei aus drei Perspektiven zu betrachten, denn sie betreffe Kunden, Unternehmen und Mitarbeitende.

Ferner sei die Cost-Income-Ratio bankseitig ein Thema. Diese betriebswirtschaftliche Kennzahl treffe – vereinfacht ausgedrückt – eine Aussage darüber, wie viel Cent ein Kreditinstitut aufwenden müsse, um einen Euro zu verdienen. Die Digitalisierung trage dazu bei, Prozesse schlanker zu gestalten und damit Kosten zu optimieren.

„Meine persönliche Einschätzung ist, dass das Niedrigzinsniveau sich in den kommenden Jahren nicht nennenswert verändern wird.“, erklärt das Vorstandsmitglied. Der Finanzsektor müsse seine Anlagestrategien überdenken. Werden liquide Mittel nur in Krediten angelegt, sei das Risiko zu hoch. Daher erhalte der Bereich der Eigenanlagen zunehmend einen besonderen Stellenwert.

Die Thematik einer Genossenschaft und das Rechtskonstrukt der Mitbestimmung werde hochgehalten: „Denn, was einer nicht schafft, schaffen viele.“ Eine #Genossenschaft sei keine Abnickgesellschaft.

„Wenn ein Mitglied zum Mitgliedervertreter wird und dann zum Aufsichtsrat, zeigt auch diese schöne Kette, was erreicht werden kann.“

Er selbst engagiert sich für den „Rotary Club Beckum“ und nicht zuletzt mit Freude für den Beckumer Karneval. „Es geht immer um den Menschen.“, bekräftigt er. Auch Heiterkeit und Frohsinn verbinde.

Parallel zum Engagement des Oelders Dr. Reinhold Festge für eine Ausbildungsinitiative habe der Rotary Club ein Projekt unterstützt, das Abiturienten aus dem Kosovo eine hochwertige Ausbildung ermögliche. „Ich selbst hatte beruflich Glück und wollte etwas zurückgeben.“, erinnert sich Thomas Schmidt. „Die Anforderungen der Kosovaren waren ungleich höher. Sie haben Haus und Hof verlassen. Insofern sind wir als Arbeitgeber in der Pflicht.“, erklärt er.

Die Erfahrungen seien positiv. Die jungen Menschen zeigten Einsatz und Loyalität. Mittlerweile beschäftigt die Volksbank eG zwei junge Mitarbeiterinnen aus dem Kosovo. Eine von Ihnen ist Anite Bala.

Als ich mit Anite Bala abends zusammensitze, erzählt sie:

„Nach dem Krieg gab es drei Fernsehsender, die immer über den Krieg berichtet haben. Unseren Eltern war wichtig, dass ihre Kinder Friedvolles sehen, nicht immer nur Krieg.“

„Ich habe den Kinderkanal Kika und Super RTL gesehen und erinnere mich an Heidi und die Gummibärenbande. „Unsere Eltern waren erschrocken, als wir Kinder plötzlich anfingen, die deutsche Sprache zu sprechen. Wenn wir wollten, dass Eltern uns nicht verstehen, haben wir Deutsch gesprochen.“, erzählt sie lachend.

Doch dann wird sie nachdenklich und erzählt weiter: „Mein Vater hat mir von seinem ersten Lehrer-Gehalt eine Puppe gekauft. Es hieß immer, dass wir uns bereithalten müssen für eine Flucht. Meine Puppe war auch bereit. Als wir geflohen sind, habe ich die Puppe vergessen und hatte Angst um sie. Was würde sein, wenn sie in die Hände der Soldaten fällt?“

„Egal, wie sehr unsere Eltern sich bemüht haben, sie konnten die Geschehnisse nicht von uns fernhalten.“

„Zuerst hat mein älterer Bruder das Loyola-Gymnasium im Kosovo besucht (Hintergründe und Informationen im Beitrag Haver & Boecker / Loyola-Stiftung). Ich bin ihm gefolgt. Unser Vater, der für uns Kinder Schulgeld bezahlt hat, hat betont: „Es geht mir nicht um gute Noten, die ihr mit nach Hause bringt, sondern um Wissen!“

„Unsere Eltern haben viel geopfert, damit wir eine Zukunft haben.“ Als sie erzählt, spüre ich einerseits die Nähe von Anite und ihren Geschwistern zu ihren Eltern und bin mir zugleich der Ferne zwischen ihnen bewusst, die beiden Seiten Verzicht abverlangt.

Nach einem Praktikum in der Volksbank – in der 11. Klasse während der Osterferien – und einem zweiten, als sie die 12. Klasse besucht habe, habe sie im Jahr 2014 ihre Ausbildung bei der Volksbank begonnen und sei eine Woche vorher nach Oelde gezogen. „In der Ausbildung habe ich viele Abteilungen gesehen.“, erklärt sie.

Heute sei sie eine von ersten Ansprechpartnerinnen für die Kunden im Kundenservice. „Viele Kunden suchen Kontakt und unsere Aufgabe ist es, auf ihre Fragen Antworten zu geben.“, informiert sie.

Sie erinnere sich an ein Ausbildungs-Abschlussgespräch mit Herrn Schmidt. „Ich habe gedacht: „Der Vorstand nimmt sich Zeit, meine Geschichte zu hören.“ Ein anderes Vorstandsmitglied sei zu ihr in den Aufzug getreten und habe sie mit ihrem Namen begrüßt. „So etwas ist Wertschätzung. So kann man Genossenschaft spiegeln, auch im Umgang mit unseren Kunden.“, sagt sie und sie ergänzt: „In der Schule lernst du die Theorie, aber das in der Praxis.“ Diese positiven Erfahrungen erlebe sie auch in der Zusammenarbeit mit ihrem Team. Ihre Eltern konnte sie über die Feiertage nur drei Tage sehen, denn sie studiert nebenberuflich. Ein Aufbruch in eine Zukunft mit Perspektive.